Alexander Peer: Land unter ihnen

Von Philipp Wascher · · 2005/12

Novelle. Kyrene Literaturverlag, Innsbruck 2005. 133 Seiten, EUR 12,40

Der Autor bezeichnet seinen Text als Novelle, womit er schon der Leserschaft die wesentlichen Anhaltspunkte für eine neue Lesart mit auf den Weg gibt: Geht es zwar vordergründig um den Eroberer Hernando Cortéz, so beleuchtet Peer diesen weniger als eine Figur der Weltgeschichte, sondern als einen von Komplexen und gescheiterten Beziehungen bestimmten Menschen.
Er geht dabei davon aus, dass Cortéz’ Kindheit als Auslöser für seinen Tatendrang zu verstehen ist und auch jegliche Form von Gewalt bzw. Machtausübung erklärt. Peer rückt die zerrüttete Familie des Konquistadors ins Zentrum: Der Vater spricht dem Alkohol zu, begehrt anstelle der Mutter die Magd, die er im Rausch zur Liebe nötigt. Den Sohn sperrt er gerne als Strafe in den Weinkeller. Die dadurch erlittene Klaustrophobie lässt Cortéz nicht mehr los; Wutausbrüche, Neigung zur Gewalt, Beziehungsstörungen, Kommunikationshemmungen u. Ä. können auf die seelischen Verletzungen in der Kindheit zurückgeführt werden. Andauernd bleibt Cortéz an Oberflächlichkeiten hängen; er will und kann nichts begreifen. Dies führt ins Verderben, so dass der „große“ Eroberer sich schließlich in maßloser Selbstüberschätzung über seinen König stellt, anmaßende Befehle gibt und außerhalb seiner Kompetenz befindliche Verordnungen erlässt. Vom Wahnsinn getrieben, befiehlt er etwa, in seinem „El Dorado“ den gesamten Wein zu vernichten.
Eine Erzählung, die von einem (tragischen) Ereignis handelt und deren geradliniger Handlungsverlauf auf ein Ziel hinführt: das Scheitern. Der Autor schreibt in einer eleganten und sehr behutsamen Sprache, mit einer Melodik, die leicht ins Ohr geht und das Lesen zum Genuss macht.

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